Daniel Zimmermann | Bürgermeister der Stadt Monheim am Rhein

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Montag | 28. November 2022 | 11:58 Uhr

Kunst als Lichtblick und Werk, das den Puls der Stadt widerspiegelt

Mischa Kuballs „monheim_cube“ in Monheim Mitte ist eingeweiht und interagiert nun mit den Menschen

Auch das letzte von drei neuen großen Kunstwerken für Monheim Mitte ist eingeweiht. Das zeitliche Schlusslicht bildete dabei nochmal ein echtes Highlight: Mit dem „monheim_cube“ haben nun auch Sound- und Lichtkunst im Monheimer Stadtzentrum Einzug gehalten.

Wohl an die 400 Menschen bevölkerten am Samstagabend den neuen Boulevard zwischen Busbahnhof und Eierplatz, um die Premiere von Mischa Kuballs fünfeinhalb Meter hoch aufleuchtender Arbeit zu feiern. „Ich freue mich, dass wir für die neue Monheimer Mitte drei so völlig unterschiedliche Kunstwerke gefunden haben, die die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise ansprechen und auf die die Menschen somit auch ihrerseits wieder ganz unterschiedlich reagieren“, betonte Bürgermeister Daniel Zimmermann bei der Einweihung des „monheim_cubes“. „Die drei Arbeiten ergänzen einander hervorragend und sie spiegeln damit auch das wider, was unsere neu gestaltete Stadtmitte ausmachen soll: Monheim Mitte ist für alle da! Deshalb entwickeln wir hier ein Zentrum, das nicht einfach nur funktioniert und nur zum Einkaufen gedacht ist, sondern eben auch einen Ort an dem man sich treffen kann, im Café, im Restaurant oder auch einfach nur draußen – ein Ort, an dem damit auch Kunst und Kultur einen Stellenwert haben. Hier, bei uns im Zentrum sollen sich alle wohlfühlen und auch gleichberechtig am kulturellen Leben teilhaben können“, so Zimmermann. „Dazu passen die drei frei zugänglichen Werke in der Innenstadt hervorragend.“

Der „monheim_cube“ besteht aus einem begehbaren Kubus aus weißen Leuchtröhren. Seine Grundform ist ein paar Schritte weiter nochmal als Quadrat (Square) in den Boden eingelassen. Die Lichtinstallation reagiert interaktiv auf die Bewegungen der Passantinnen und Passanten. Über Sensoren gesteuert, leuchtet sie heller, je mehr man sich ihr nähert und entfaltet eine ganz eigene symbolische Kraft. Das Lichtspiel wird ergänzt durch eine Soundinstallation, die über eine spezielle Audiotechnik künftig nur im Inneren des Kubus hörbar sein wird. Dabei wird an der Feineinstellung auch in den kommenden Wochen noch weiter gearbeitet. Die akustische Komponente wurde im Auftrag der Monheim Triennale von Klang- und Medienkünstler Frank Schulte realisiert. Durch die wechselnden Musikstücke und die sich, abhängig vom Wetter sowie Tages- und Jahreszeiten, verändernde Lichtsituation wird der „monheim_cube“ künftig somit immer wieder neu und anders erfahrbar sein und verändert dabei auch den Raum, in dem sich die Menschen gemeinsam bewegen.

Begleitet wird die zentrale Arbeit von drei weiteren Lichtsegmenten, die sich an Standorten außerhalb der Stadtmitte befinden – an der Krischerstraße, der Opladener Straße und am Berliner Ring. Zusammengefügt bilden diese drei Segmente nochmal die Form des Kubus, einzeln verweisen sie als leuchtende Fragmente an den zentralen Verkehrsachsen zur Arbeit in der Stadtmitte und schaffen so eine künstlerische Verbindung zwischen Peripherie und Zentrum. „Eine sehr schöne Metapher dafür, dass die verschiedenen Wohngebiete, genau hier, im Zentrum ihr Ganzes finden“, betonte Monheims Bürgermeister bei der Einweihung. „Das Licht reflektiert die Bewegung der Menschen. Und die vielen Gäste bei der heutigen Einweihung sind eindrucksvoller Beleg für das Interesse und die Tatsache, dass wir mit dem ‚monheim_cube‘ eine Arbeit gefunden haben, die hervorragend zu Monheim passt und die die Innenstadt bereichert. Entstanden ist ein Werk, das neugierig macht, und das durch die Interaktion mit den Fußgängerinnen und Fußgängern auch ein bisschen den Puls der Stadt widerspiegelt.“

„Es ist großartig für diese Stadt zu arbeiten“, gab auch Künstler Mischa Kuball am Samstagabend reichlich Lob zurück und zeigte sich vom Interesse und Premierenandrang begeistert. „Als ich gerade hier ankam, dachte ich zuerst, die große Menschenmenge im Boulevard sei die Schlange für die Eislaufbahn, bis ich gemerkt habe: Mensch, die ganzen Leute sind wohl tatsächlich auch wegen des Cubes gekommen. Schön, dass sie Menschen ihre Stadt auch wegen der neuen Kunstwerke ganz neu für sich entdecken.“

Bemerkenswert war jedoch nicht nur die Anzahl der Interessierten am Kubus selbst. Rund 100 Gäste folgten auch noch der Einladung zu einem Künstlergespräch mit Mischa Kuball im benachbarten Café Extrablatt, um dort mit dem Erfinder des „monheim_cubes“ in Dialog zu treten. Kuball: „Das ist einfach toll. Ich wollte von Beginn an, dass alle Monheimerinnen und Monheimer etwas von der Idee haben, dass die Kunst in ihre Stadt kommt. Deshalb stand auch von Anfang an der Wunsch, ein dezentrales Kunstwerk zu installieren.“ Sowohl am Kubus selbst als auch im späteren Künstlergespräch hob‘ der Kopf hinter der Lichtinstallation die Besonderheit hervor, hier nicht nur ein echtes Unikat erschaffen zu haben, sondern auch die Herausforderung, bei dessen Realisierung mit ganz vielen Beteiligten zu arbeiten. Kuball: „Es gab hier keine Vorlage. Der Cube ist allein für Monheim erdacht worden. Dabei musste die Erfindung auch zur Idee von Monheim Mitte passen.“ Viele Schritte seien dabei neu gewesen. Es galt, das Aufeinandertreffen von Menschenströmen, mit ganz unterschiedlichen Interessen und ganz unterschiedlicher kultureller Herkunft künstlerisch aufzunehmen und zu verknüpfen. Kuball: „Der ‚monheim_cube‘ ist eine ortsspezifische Arbeit. Dabei war mir wichtig, dass mein Werk nicht nur in Monheim Mitte stattfindet und damit allein an den kommerziellen Raum gekoppelt ist. Ich wollte eine Verknüpfung schaffen, also auch dahin gehen, wo die Menschen leben, zum Gebet zusammenkommen oder den städtischen Raum auf sonstige Weise nutzen und dort weitere Punkte markieren.“ Dass die Einladung zum Spiel mit dem Kubus angenommen wird, lässt dabei auch das Herz des Künstlers aufleuchten. „Den Spaß an der Interaktion schon bei den ersten Testläufen zu beobachten, wahr einfach wunderbar. Und auch die drei statischen Einzelsegmente laden nun aktiv dazu ein, den städtischen Raum und das Zentrum zu besetzen.“

Inmitten der hellen Leuchtreklamen der Geschäfte und Restaurationsbetriebe sowie dem Stimmengewirr der Menschen muss sich Kuballs Kubus gegen zahlreiche Einflüsse behaupten. „Aber eben weil es so stark ist, kann er das auch“, ist sich Bürgermeister Daniel Zimmermann sicher. „Nur mit der Weihnachtsbeleuchtung auf dem Boulevard haben wir tatsächlich bis zu Einweihung gewartet.“

Im Café Extrablatt kam im Künstlergespräch natürlich auch nochmal das Gespräch auf die bereits realisierten Kunstwerke im Stadtgebiet, wie den Monheimer Geysir und jene, die sich daran abarbeiten, auf, wie den Bund der Steuerzahler oder Mario Barth. Dabei erhob auch die Kunst mal deutlich ihre Stimme. Mischa Kuball: „Sorry, aber Mario Barth ist für mich kein Maßstab. Mario Barth ist jemand, der Menschen und Bühnen für seine Zwecke missbraucht. Das verletzt Menschen im Allgemeinen und vor allen Dingen solche, die an eine Idee glauben. Thomas Stricker hat mit dem Monheimer Geysir etwas Grandioses realisiert.“ Davon, dass der Bund der Steuerzahler oder andere sich gerade die Kunst immer mit als erstes rauspickten, wenn es ans Sparen herangehe, sei auch er betroffen. „In Düsseldorf hat man jetzt ein Werk von mir abgeschaltet. Die Begründung: Stromsparen. Ich halte dagegen: Das ist nicht mehr, als reine Symbolpolitik.“ Auf das große Ganze zahle eine solche Maßnahme überhaupt nichts ein, so Kuball, der auch von einer Anekdote rheinaufwärts zu berichten wusste. Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich, habe ihm erzählt: Als die Pegida ihre Montagsdemos auf der Domplatte abgehalten habe, sei an dem Kölner Wahrzeichen das Licht ausgeschaltet worden, um keine Bühne zu bereiten. Nun seien die Lichter wieder abgeschaltet worden – um Strom zu sparen. Als Füssenich anschließend nach Hause gegangen sei, habe sich der Dombaumeister noch einmal umgedreht und sei dabei selbst erschrocken, weil man den Dom tatsächlich überhaupt nicht mehr gesehen habe. „Danach ist er zurückgegangen, und hat zumindest die Spitzen wieder angemacht“, so Mischa Kuball. Sein Schluss: „Kunst und besondere Gebäude wie der Kölner Dom bieten eben auch eine Art Navigation. Und in einer Zeit, wo so viel in Frage gestellt wird, ist eine Navigation auch durch die Kunst absolut notwendig. Diesen Wert kann man überhaupt nicht in Kilowattstunden aufrechnen.“ Mehr Applaus als dieser Satz bekam an diesem Samstagabend nur noch der „monheim_cube“ bei seiner Premiere in Monheim Mitte.

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